Bestandserhaltung wichtiger als Neubau

Zement, Klimawandel und die nachhaltige Alternative

In der aktuellen Debatte um nachhaltiges Bauen spielt die Frage, ob Neubau oder Bestandserhaltung die bessere Option ist, eine zentrale Rolle. Während Neubauten oft als effizienter angesehen werden, wenn es um Energieverbrauch geht, zeigt sich bei genauerem Hinsehen, dass der Klimawandel uns zu einem Umdenken zwingen sollte – und Bestandserhaltung, die weitaus klimaschonendere Alternative ist.

Zement, der Hauptbestandteil vieler Neubauten, ist für seine hohe CO₂-Bilanz berüchtigt. Bei der Herstellung von Zement wird nicht nur immense thermische Energie benötigt, sondern auch der chemische Prozess der Kalksteinverarbeitung setzt zusätzlich CO₂ frei. Die Wahrheit: Für jedes Kilogramm hergestellten Zements wird etwa ein Kilogramm CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt. Laut dem Magazin Scientific American trägt die Zementindustrie weltweit zu neun Prozent der CO₂-Emissionen bei – das ist ganz schön viel.

Im Vergleich dazu kann die Modernisierung bestehender Gebäude durch gezielte Maßnahmen die CO₂-Bilanz ordentlich verbessern. Anstatt Gebäude abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen, ist es nachhaltiger und wirtschaftlicher, sie zu erhalten und energetisch zu optimieren. Durch moderne Technologien wie Wärmepumpen lässt sich der Energieverbrauch bestehender Gebäude deutlich senken, ohne dass dafür erhebliche Mengen an CO₂ freigesetzt werden. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern bewahrt auch die architektonische Vielfalt und den kulturellen Wert unserer Städte.

Jedoch zielt der gesetzliche Rahmen, insbesondere der Energieausweis und die Förderrichtlinien zur Energieeffizienz, eher auf den Energieverbrauch als auf die CO₂-Intensität ab. Der Energieausweis gibt an, wie viel Energie ein Gebäude verbraucht, aber nicht, woher diese Energie kommt oder wie viel CO₂ bei der Herstellung der Baumaterialien freigesetzt wurde. Das nützt der Dämmstoffindustrie, da Sanierungen oft auf die Verbesserung der Dämmung abzielen, aber es kann das Klima schädigen.

Hier entsteht ein großes Problem: Für ältere Gebäude ist es oft schwierig, durch Sanierungsmaßnahmen einen Energieausweis auf hohem Niveau zu erreichen. Entwickler entscheiden sich daher häufig für den Abriss und den Neubau, da dies wirtschaftlich als effizienter gilt. Dabei wird aber außer Acht gelassen, dass Neubauten durch den Einsatz von Zement eine weit schlechtere CO₂-Bilanz haben als die energetische Sanierung eines Bestandsgebäudes.

Es ist daher entscheidend, die Prioritäten in den politischen und rechtlichen Vorgaben zu ändern: Statt sich nur auf die Energieeffizienz zu konzentrieren, sollte der Fokus stärker auf die CO₂-Intensität gelegt werden. Nur so können wir wirklich klimafreundliche Entscheidungen treffen und sicherstellen, dass Bestandserhaltung gefördert wird – als nachhaltige Alternative zum CO₂-intensiven Neubau.